Berlin, den 28. Mai 2019
Historie der maschinellen Übersetzung
Im Zuge der Digitalisierung aller Lebensbereiche fand die maschinelle Übersetzungstechnologie Einzug in viele private und wirtschaftliche Anwendungssphären. Zunächst nur als Hilfsmittel für allgemeine Verständniszwecke sowie zur partiellen Unterstützung vorhandener Sprachkompetenz eingesetzt, entwickelten sich Übersetzungsmaschinen Anfang des 21. Jahrhunderts rasant zu einer wichtigen Grundlage moderner Kommunikation.
Im Zuge der Globalisierung, Automatisierung und Verkürzung von Produktzyklen stieg der Bedarf an kurzfristig verfügbaren Textübersetzungen exponentiell an. Mit den globalen Kommunikationskanälen vervielfältigten sich auch die Textarten, die innerhalb kürzester Zeit in verschiedensten Zielsprachen verfügbar sein sollten. Zugleich wuchs auf allen Ebenen der Gesellschaft die Erwartung an eine uneingeschränkte Verfügbarkeit von leicht verständlichen Texten in der eigenen Sprache.
Der wachsende Bedarf an schnell verfügbaren unscharfen Übersetzungen zur groben Verständigung schuf vielfältige Einsatzfelder für Übersetzungsmaschinen. Mit der Ausweitung des Einsatzspektrums beschleunigte sich die Weiterentwicklung der dafür erforderlichen maschinellen Übersetzungssysteme.
Aktuelle Entwicklung seit 2016
Wurde die Qualität maschineller Übersetzungen vor zehn Jahren noch von vielen Menschen als unbefriedigend bewertet, ist der Einsatz von Übersetzungsmaschinen heute kaum noch aus dem Alltag wegzudenken. Dies ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen, dass das Qualitäts- und Akzeptanzniveau maschineller Übersetzungen seit der Einführung von Deep-Learning-Methoden in die Übersetzungstechnologie 2016 rapide angestiegen ist.
Der Trend zum Einsatz von neuronaler maschineller Übersetzung wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen. Zum einen ist zu erwarten, dass die Entwicklung künstlicher Intelligenz in allen Gesellschaftsbereichen voranschreiten wird und verfeinerte Algorithmen zukünftig immer überzeugendere Ergebnisse erzielen werden. Andererseits zeichnet sich jetzt schon ab, dass zunehmend mehr Übersetzungen für neue Formate nachgefragt werden. Mit dem Trend zu Virtual-und Augmented-Reality-Anwendungen entstehen neue Märkte für die Übersetzung von Bild- und Toninhalten.
Die viel beschworenen Zukunftsperspektiven maschineller Übersetzungssysteme sollten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass den Kompetenzen von Übersetzungsmaschinen bisher noch grundlegende Grenzen gesetzt sind.
Eine neuronale Maschinenübersetzung überträgt Zahlen präzise, macht kaum Rechtschreibfehler und verwandelt Texte in eine stilistische Mischkultur mit kurzen Sätzen und allgemeinen Ausdrücken, die einfach lesbar und verständlich sind.
Sie weist jedoch häufig falsche Satzbezüge, inhaltliche Verdrehungen und fehlende Inhalte auf. Ferner befolgt eine neuronale Übersetzungsmaschine keine Fachterminologie und übersetzt identische Begriffe und Satzteile nicht einheitlich. Das Ergebnis einer MT-Rohübersetzung ist stilistisch uneinheitlich sowie inhaltlich unvollständig und fehlerträchtig.
Anwendungsbereiche für rein maschinelle Übersetzung
Die häufigsten Anwendungsbereiche für reine Maschinenübersetzung sind bisher
- Weitgehend standardisierte Dokumente, wie Anleitungen oder Geschäftskorrespondenz
- Nicht rechtsverbindliche Convenience-Übersetzungen zur internen Kommunikation und Weiterverarbeitung
- E-Mails, Online-Chats, soziale Netzwerke, Online-Bewertungen, Echtzeit-Auktionen
Das Ziel maschineller Rohübersetzungen ist es nicht, einen der menschlichen Übersetzung gleichwertigen Text zu erzeugen. Das Endprodukt soll kein fachlich präziser, sprachlich hochwertiger und stilistisch ausgefeilter Zieltext sein, sondern vielmehr ein im Wesentlichen inhaltlich korrekter und gut lesbarer Standardtext. Bereits seit einigen Jahren gilt ein Text in diesem Sinne als gut genug übersetzt, wenn er zwar etwas ungelenk formuliert oder mit grammatischen Unebenheiten behaftet ist, die Botschaft jedoch verständlich und korrekt übertragen wird.
Sinnvoll ist der Einsatz von reiner Maschinenübersetzung – ohne Nachbearbeitung durch einen Fachlektor für die betreffende Sprachenkombination (Post-Editing) – folglich nur dann, wenn große Textmengen zur internen Weiterverwendung innerhalb kurzer Zeitfristen in die wichtigsten Sprachen der Welt übertragen werden sollen.
Qualitätsverbesserung mit Post-Editing
Die Anforderungen an eine fehlerfreie und veröffentlichungsreife Übersetzung erfüllen Maschinenübersetzungen in der Regel nur dann, wenn sie anschließend noch einem Post-Editing sowie ggf. noch einer redaktionellen Anpassung oder einer Fachprüfung unterzogen werden.
Für Einsatzzwecke, die präzisere und kohärentere Übersetzungen erfordern, werden maschinelle Rohübersetzungen in der Regel von Post-Editoren nachbearbeitet. Das Post-Editing kann dabei je nach Zielsetzung unterschiedlich ausfallen. Von punktuellen Eingriffen zum Beheben der gröbsten Fehler, über die systematische Korrektur inhaltlicher Mängel oder die Vereinheitlichung der Terminologie bis hin zu einer vollständigen, stilistischen Textoptimierung sind verschiedene Überarbeitungsstufen möglich. In jedem Fall rentiert sich das Post-Editieren einer Maschinenübersetzung aber immer nur dann, wenn es deutlich weniger aufwändig als eine Neuübersetzung ausfällt.
Für individuell formulierte Texte, bei denen es auf terminologische Präzision, definitive Rechtssicherheit oder sprachliche Brillanz jeder einzelnen Formulierung ankommt, ist eine maschinelle Übersetzung nach wie vor weder linguistisch noch ökonomisch sinnvoll.
Technologische Grenzen der maschinellen Übersetzung
Abgesehen von linguistischen und ökonomischen Erwägungen unterliegt der Einsatz von maschinellen Übersetzungssystemen technologischen Beschränkungen. Maschinell übersetzt werden können grundsätzlich nur Texte, die in editierbarem, elektronischem Format vorliegen.
Eine weitere technische Anforderung für maschinelle Übersetzungen ist die Verfügbarkeit großer Referenztextmengen in den einzelnen Sprachen. Neuronale Übersetzungssysteme liefern umso präzisere Ergebnisse, desto größer die zugrunde liegenden Sprachdatenkorpora sind. Für Sprachkombinationen, die weit verbreitet sind und häufig benötigt werden, existieren heutzutage bereits so umfangreiche Textkorpora, dass in diesem Bereich mittlerweile immer zuverlässigere Maschinenübersetzungen erzielt werden. Für wenig verbreitete Sprachen existieren maschinelle Übersetzungssysteme demgegenüber teilweise nur in sehr begrenztem Umfang oder gar nicht.
Gern beraten wir Sie, das passende Verfahren für Ihren Übersetzungsbedarf zu wählen. Unsere qualifizierten Projektleiter*innen prüfen Ihre Texte auf Eignung für die Anwendung einer neuronalen oder anderen proprietären Übersetzungsmaschine und wählen für Ihr Projekt das geeignete Übersetzungssystem aus.
Weitere Informationen zu Technologien, die für Übersetzungen verwendet werden:
Für eine ausführliche Fachberatung stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.